Pfadfindertraditionen und Georgsritter in Kiel

Georgsritter Georgsritter Jana Karner

Kiel 18.11.18
Sie nenne es Siedlung, wenn sich ein Pfadfinderstamm im Aufbau befindet. Die „jüngste Siedlung“ der DPSG ist in Kiel und setzt sich mit „alten Stammestraditionen“ auseinander? Was erst widersprüchlich klingt, klärt sich auf, wenn man dem Bericht des Siedlungsvorstandes auf seiner ersten Siedlungsversammlung lauscht. Seit etwas mehr als einem Jahr sind Leiter und Wölflinge in Kiel am Start. 14 Wölflinge in zwei Gruppen treffen sie sich regelmäßig in der Gemeinde Liebfrauen und dann wird gespielt, gebastelt, Pfadfindertechniken gelernt und natürlich auch mal ein Lagerfeuer mit Stockbrot gemacht. Sie schauen über den eigenen Kirchturm hinaus, engagieren sich in Gottesdiensten in der Pfarrei Franz von Assisi, trafen rund 800 andere Pfadfinder beim Diözesan-Pfingstlager und schlugen im Sommer ihr erstes eigenes Zeltlager bei Ratzeburg auf. Auch das nächste Jahr ist schon fertig durchgeplant. Einen Namen hat der künftige Stamm in dieser Zeit auch schon gefunden: Stamm Damiano Kiel. Doch das ist für die Kinder alles neu und hat nichts mit Tradition zu tun.
Als Laura G., Schwester Maria Magdalena und Jörg T. über die Leiterrunde berichten, lüftet sich das Geheimnis. Es gibt derzeit sechs berufene Gruppenleiter und zehn weitere, die noch nicht zum Einsatz kommen, aber quasi schon bereit stehen. Jeder dieser Menschen ist von der Pfadfinderidee begeistert, weil er sie selber erfahren hat – aber jeder auf seine eigene Weise. Jeder kommt aus einem anderen Pfadfinderstamm in Deutschland oder Frankreich und bringt ähnliche Erfahrungen aber ganz andere Traditionen mit. „Welche Art von Pfadfinderei wollen wir denn nun in Kiel anbieten?“ Darüber ist die Leiterrunde seither, wie sie selbst sagen, in einem spannenden Austausch.
Nicht nur das macht diese kleine, frische Pfadfindersiedlung so besonders. Denn natürlich braucht man keine 18 (junge und ältere) Erwachsene, um zwei Kindergruppen zu begleiten. Die erwachsenen Mitglieder der Siedlung Damiano gründeten eine Georgsritter-Gruppe, um sich pfadfinderisch fit zu halten – ein Pfadfinderangebot für Erwachsene also, das in einem Jugendverband eigentlich nicht vorgesehen ist.
Was verbirgt sich hinter den Georgsrittern?
Als Baden Powell (BP) die Pfadfinderbewegung 1907 organisierte, konnten zunächst nur Jungen zwischen 11 und 18 Jahren Boy Scouts werden. Es dauerte nicht lange, da wollten auch Mädchen und jüngere Kinder sowie ältere Jugendliche an der Pfadfinderbewegung teilhaben. 1918 rief BP. daher die Rover-Scouts ins Leben, eine Gruppe für 18-23-jährige. Die DPSG gründete sich erst 11 Jahre später, 1929. Am Anfang gab es nur die Pfadfinderstufe, für Jungen zwischen 14 und 18 Jahren. Die Wölflings-Gruppen für jüngere Kinder und die Rover-Stufe für die jungen Erwachsenen wurden erst ein Jahr später eingeführt. Die Rover-Gruppen hießen nach 1945 Georgsritter. Erst ab 1961 wurden die Georgsritter auch bei der DPSG wieder Rover genannt. Somit ist diese (Stufen-)Bezeichnung wieder frei für etwas Neues, was aber nicht wirklich neu ist. Denn: „Einmal Pfadfinder - immer Pfadfinder.“
Wer also zu alt für eine Roverrunde ist, selber keine Gruppe leitet und sich zu jung für die Altpfadfindergilde fühlt, wird sich bei den Georgrittern gut aufgehoben fühlen. Dort wird weiterhin Pfadfinderromantik erlebt. Es werden Pfadfindertechniken praktiziert und es wird sich der Philosophie „Gutes tun“ verschrieben. Man kann es vielleicht auch als aktives Warten auf den Einsatz als Gruppenleiter bezeichnen.

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